André Kuper verabschiedet Bergleute: „Wir alle stehen in der Verantwortung“

Mit einem gemeinsamen Festakt haben die Landtage und Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sowie die RAG-Stiftung die Bergleute im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren und im Saarland verabschiedet. NRW-Landtagspräsident André Kuper bedankte sich in seinem Grußwort als Gastgeber bei den Kumpeln, würdigte die besonderen Verdienste der Arbeiter unter Tage und unterstrich die Bedeutung des Steinkohleabbaus für das Land Nordrhein-Westfalen.

„Dieser Bergbau hat maßgeblich zu unserem heutigen Wohlstand beigetragen – in den Kohleregionen selbst, aber auch in Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg, die heute sonst ganz anders dastünden“, sagte der direkt gewählte Abgeordnete aus dem Kreis Gütersloh.

 

Bei der Festveranstaltung im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags waren neben den Ministerpräsidenten beider Länder, Armin Laschet (NRW) und Tobias Hans (Saarland), auch Saarlands Landtagspräsident Stephan Toscani, der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, sowie Vertreter beider Landtage, der RAG-Stiftung sowie aus Politik und Kirche anwesend. André Kuper begrüßte auch die Gäste aus Justiz und Verwaltung, des Konsularchorps Nordrhein-Westfalen, von Unternehmen und Gewerkschaften. Besondere Gäste waren 120 Bergleute aus den Zechen von Prosper-Haniel (Bottrop), Anthrazit Ibbenbüren und aus weiteren Einrichtungen des Bergbaus auf der Zuschauertribüne.

Kuper betonte in seiner Rede die soziale Wirkung, die der Steinkohlebergbau auf die Gesellschaft in der Region hatte: „Da sind Menschen verschiedenster Herkunft durch die Arbeit ‚Kumpel’ geworden.“ Auch bei der Entstehung des europäischen Gedankens und der Idee einer Währungsunion habe der Bergbau eine wichtige Rolle gespielt. „Die europäische Integration wäre ohne die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Mai 1950 kaum denkbar“, so Kuper.

Der Ostwestfale erinnerte aber auch an die Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens unter Tage arbeiteten, um das schwarze Gold zu Tage zu bringen. Viele hätten während ihrer Arbeit ihr Leben gelassen. Mit einer Schweigeminute gedachte die Versammlung an die getöteten Bergleute.

 

André Kuper richtete in seinem Grußwort den Blick aber auch in die Zukunft, in die viele Bergleute mit gemischten Gefühlen sowie mit Wehmut und Sorge blicken. „Eine die Arbeit und das Leben prägende Ära endet, die Veränderungen sind vielfältig“, sagte der Landtagspräsident. Mit der Beendigung der Steinkohlenförderung seien auch Chancen für die Städte, die Regionen und die Menschen verbunden. „Wir alle stehen in der Verantwortung, diese Chancen zu erkennen und zu nutzen, um sagen zu können: Glück Auf, Zukunft“, erklärte er.

Die Ideen seien vielfältig, es werde ein neues Kapitel aufgeschlagen: „Die Regionen stecken voller Leben und voller Zuversicht auf den Wandel“, so Kuper weiter. Die Bergwerkflächen könnten kreativ genutzt werden, die Natur könne sich entwickeln und neue Akzente durch eine ansprechende Industriekultur gesetzt werden. „Gemeinsam mit den Menschen kann so die Chance für Aufbruch und Zukunft ergriffen werden“, sagte er.

Abschließend erinnerte der Präsident des Landtags an das Projekt „Glückauf Zukunft“ der RAG-Stiftung, das vielversprechende und ermutigende Initiativen aufzeige.

Mitgestaltet wurde der live im WDR-Fernsehen übertragene Festakt im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags vom Ruhrkohle-Chor, dem WDR-Kinderchor Dortmund, dem Opern-Kinderchor der Chorakademie Dortmund sowie dem Salonorchester Münster unter Leitung von Gereon Kleinhubbert. Für Gänsehaut sorgte zum Abschluss das Steigerlied, das die Chöre gemeinsam mit den versammelten Gästen sangen. Symbolisch für den Strukturwandel übergab ein Sänger des Bergmannschors eine Grubenlampe an den Kinderchor.

Hintergrund:

Anlässlich der Festveranstaltung präsentierte der Landtag die Ausstellungen „Blickpunkt Bergwerk. Fotografien von Michael Bader“ aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum und „Glückauf Nachbarn-Modellquartier Integration“. Letztere zeigte städtebauliche Lösungsansätze für moderne Integrationsviertel auf.

Der Westdeutsche Rundfunk präsentierte das WDR-Bergwerk 360° mit einem virtuellen Einblick in die Welt unter Tage. Die Landesmedienanstalt Saarland war mit dem Projekt „Das ERBE on Tour“ mit digitalisierten Exponaten, 3D-Fahrten und virtuellen Räumen zum saarländischen Bergbau vertreten.