Vorschlag: Der Behrensbau für das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen

Über drei Jahrzehnte gab es Überlegungen verschiedener Parteien und Ministerpräsidenten, in Nordrhein-Westfalen ein Haus der Geschichte zu errichten. Im Koalitionsvertrag unserer neuen Landesregierung ist nunmehr das Ziel der Errichtung eines Hauses der Geschichte für Nordrhein-Westfalen verankert.

Bei der Frage, wer dieses Projekt vorantreibt, haben wir uns, d.h. Ministerpräsident Armin Laschet, die Regierungsfraktionsvorsitzenden und ich als Landtagspräsident, nach einigen Gesprächen darauf verständigt, dass es zielführend wäre, dieses Projekt nicht durch die Landesregierung mit dem möglichen Vorwurf „eigener Geschichtsschreibung“ zu betreiben, sondern in die parteiübergreifenden Hände des Landtags von Nordrhein-Westfalen unter Federführung des Landtagspräsidenten zu geben.

In einem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, FDP und Bd90/Grünen im Landtag haben wir mit Antrag und Plenarbeschluss im Januar 2018 die Ziele und organisatorisch nächsten Schritte verankert. In der Ausgangslage des Antrags wird ausgeführt:

Das Land Nordrhein-Westfalen blickt mittlerweile auf eine mehr als 70-jährige Geschichte zurück, die für die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger erlebte Vergangenheit darstellt. Vor dem Hintergrund dieser Vergangenheit erscheint es geboten, das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die Landesgeschichte als Bestandteil einer Landesidentität zu stärken. Die meisten Einwohner Nordrhein-Westfalens kennen die Anfänge unseres Landes nicht mehr aus eigenem Erleben. Gerade jüngeren Menschen, sowohl aus einheimischen als auch aus zugewanderten Familien, sind die besonderen Prägungen und historischen Ursprünge des Landes, in dem sie aufgewachsen sind und leben, oftmals unbekannt. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Bundeslandes anzuregen und aktiv zu unterstützen, trägt deshalb zur Identifikation mit ihrer Heimat bei und erhöht die Bereitschaft zum gesellschaftspolitischen Engagement. Es ist das gemeinsame Ziel von Landtag und Landesregierung, das Geschichtsbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger, ihr Verständnis für das politische, das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Nordrhein-Westfalen parteipolitisch neutral und zugleich auf der Höhe der wissenschaftlichen Forschung zu fördern. Die nordrhein-westfälische Geschichte und Politik soll so verständlich und öffentlich wahrnehmbar werden. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich darin wiedererkennen und offen für kontroverse Deutungen und Diskussionen sowie für die Vielfalt geschichtlicher Betrachtungsmöglichkeiten sein. Nordrhein-Westfalen verfügt bisher zwar über eine Vielzahl regionaler, musealer und kultureller Einrichtungen, aber nicht über eine Institution, welche die Geschichte dieses Landes zusammenfassend wissenschaftlich aufbereitet und die Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich macht.  Jeder übergreifende landeshistorische Ansatz, der dazu beitragen soll, ein allgemeines Landesbewusstsein zu fördern und grundlegende Elemente der historisch-politischen Kultur unseres Landes zu verdeutlichen, erfordert daher eine koordinierende Kooperation mit den Einrichtungen, Museen, Instituten und wissenschaftlichen Lehrstühlen des Landes, die bisher schon die landeshistorisch-politische Bildungsarbeit tragen bzw. unterstützen, weiterentwickeln und sichtbar machen.“ (Drs 17/1662 vom 11.01.2018)

Es folgte dann die nachstehende Beschlussfassung des Landtags am 18. Januar 2018:
1. Der Landtag setzt eine parteiübergreifende und unabhängige Planungsgruppe „Geschichte, Politik und Demokratie Nordrhein-Westfalens“ als wissenschaftlicher Expertinnen und Experten ein. Die Mitglieder der Planungsgruppe werden vom Präsidenten des Landtags im Einvernehmen mit dem Kuratorium (Ziffer 3) berufen. Personal- und Sachausstattung sind dauerhaft sicherzustellen.
2. Aufgabe der Planungsgruppe ist es, in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Museen, Instituten und wissenschaftlichen Lehrstühlen des Landes die notwendigen institutionellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, das Geschichtsbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens sowie ihr Verständnis für das politische, das soziale, das ökonomische, das gesellschaftliche und das kulturelle Leben in Nordrhein-Westfalen zu fördern und fortzuentwickeln. Dies umfasst auch die Entwicklung eines Konzeptes für ein „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens“ als Verbindung von Forschungsinstitut und Museum. Dabei kann das bereits bestehende „Haus der Parlamentsgeschichte“ Grundlage und eigenständiger Bestandteil sein.
3. Zur Anbindung und Rückkoppelung an den Landtag wird die Planungsgruppe von einem Kuratorium begleitet. Das Kuratorium besteht aus 10 Mitgliedern. Die Mitglieder des Präsidiums sind geborene Mitglieder. Die übrigen werden entsprechend der Stärke der Fraktionen entsandt. Darüber hinaus ist die  Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats durch das Kuratorium anzustreben.
4. Die Landesregierung wird beauftragt, den Landtag bei diesem Vorhaben zu unterstützen.“

Die Federführung liegt damit bei mir als Landtagspräsidenten und Vorsitzenden des neu eingerichteten Kuratoriums „Haus der Geschichte NRW“.

Zur Realisierung haben wir ein Team von Historikern unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Hitze und stv. Leitung von Prof. Dr. Goch nebst Geschäftsführer Dr. Melchert und Team in einer sogenannten Planungsgruppe eingestellt.
Im Kuratorium entwickeln wir gemeinsam mit Abgeordneten aus CDU, SPD, FDP und Bd90/Grünen u.a. das bauliche und inhaltliche Konzept und die Rahmenbedingungen. In einem noch einzurichtenden Wissenschaftlichen Beirat wird historische Fachkompetenz gebündelt damit die fachliche Arbeit des Museums begleitet.

Nach vier Sitzungen haben wir uns im Kuratorium einstimmig dafür ausgesprochen, dass ich als Landtagspräsident bei Ministerpräsident Armin Laschet und der Landesregierung eine Überlassung und Nutzung des Behrensbaus in unmittelbarer Landtagsnähe und damit einer Bestandsimmobilie zur Errichtung eines Hauses der Geschichte NRW anfrage. Auf die Idee einer möglichen Nutzung dieses Gebäudes hat mich der Düsseldorfer Prof. Dr. Funk gebracht.

Über dieses Projekt berichten die dpa-Nachrichtenagentur und ungefähr 30 Tageszeitungen in dieser Woche. Beispielhaft hier der Bericht aus der Tageszeitung „Die Glocke“ sowie eine dpa-Meldung:

Hierüber berichtet die Neue Westfälische am Dienstag, 31. Juli 2018:

Hier lesen Sie den Bericht aus der NW vom 31. Juli 2018 – pdf-Datei NW20180731HdG

Und die Nachrichtenagentur dpa schreibt:

Düsseldorf (dpa/lnw) – Das geplante Haus der Geschichte des Landes
Nordrhein-Westfalens nimmt Formen an. Das Kuratorium des Landtags
möchte das Geschichtsmuseum in dem sogenannten Behrens-Bau am
Rheinufer unterbringen. «Ich habe den Standort unserem Kuratorium
vorgeschlagen, weil er zentral neben dem Landtag gelegen in idealer
Weise als Haus der Landesgeschichte von NRW geeignet ist», sagte der
Präsident des Landtags André Kuper (CDU) dem «Kölner Stadt-Anzeiger».

Den Vorschlag hat Kuper der Landesregierung übermittelt. Die derzeit
leerstehende, gut 100 Jahre alte Immobilie gehört dem Land. In dem
1912 fertiggestellten Gebäude war früher die
Mannesmann-Hauptverwaltung untergebracht. Architekt des imposanten
Baus war der Pionier des Industriedesigns Peter Behrens. Hier
residierten auch die britische Militärverwaltung und in den
Anfangsjahren von NRW die Ministerpräsidenten.

Die Arbeit des künftigen Museums soll 2021 sichtbar werden, wenn das
75. Jahr des Bestehens von Nordrhein-Westfalen gefeiert wird. «Wir
wollen eine Ausstellung zu dem Landesjubiläum», sagte Kuper. Es sei
aber noch ungewiss, ob die Schau im Landtag oder doch schon in einem
im Entstehen befindlichen Museum gezeigt werden könne.

Das vor einem halben Jahr mit den Stimmen von CDU, SPD, FDP und
Grünen im Landtag beschlossene Haus solle die Historie des
Bundeslandes für die Bürger greifbar und erlebbar machen. Zu den
Orientierungsgrößen gehören das Haus der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland in Bonn, das eines der meistbesuchten
Museen in Deutschland ist, sowie das Haus der Landesgeschichte in
Baden-Württemberg.

In Düsseldorf arbeitet derzeit eine vom Landtag eingesetzte
Planungsgruppe aus Historikern an den Plänen und ersten Konzepten. Am
5. Oktober ist eine Fachkonferenz geplant. Danach soll ein
wissenschaftlicher Beirat mit weiteren Experten aus den Bereichen
Geschichte, Politikwissenschaft, Museumspädagogik und
Ausstellungsdidaktik eingerichtet werden.

Das Museum soll ein offenes Konzept haben. «Es soll kein reines
Bildungsmuseum sein, wo die Porträts der Ministerpräsidenten hängen»,
bekräftigte der Leiter der Planungsgruppe, Guido Hitze. Themen
könnten Kunst, Kultur, Alters- und Sozialgeschichte, Ballungs- und
ländliche Räume sein oder auch «Hidden Champions», also unbekannte,
mittelständische Weltmarktführer in der Industrie.

Das Haus zur Landesgeschichte werde mit einer eigenen Sammlung
starten, aber auch durch Exponate aus anderen Museen ergänzt, sagte
Prof. Stefan Goch, der stellvertretende Leiter der Planungsgruppe. Es
solle ein «Mitmachmuseum» werden und auch Dinge mit
Wiedererkennungswert zeigen, wie einen in Bochum produzierten Opel
Kadett A. Geplant seien zudem wissenschaftliche Tagungen,
Publikationsreihen und öffentliche Veranstaltungen.